Bericht: Dave Schläpfer - Luzerner Zeitung
FILM Erstmals findet in Luzern ein internationales Filmfestival statt. Diese Ankündigung blieb nicht ohne Kritik. Die Skepsis sei völlig unbegründet, sagt Festivaldirektor Guido Baechler.
Fünf Tage internationaler Film: Das bietet das Lucerne International Film Festival (Liff) vom 19. bis 23. Oktober dem Publikum. Durchgeführt wird der von einem privaten Verein organisierte Anlass in Luzerner Erstklasshotels. Der Eintritt soll 10 Franken pro Abend kosten. Filmemacher aus der ganzen Welt wurden aufgefordert, Produktionen einzusenden (Ausgabe vom 21. Juli). Guido Baechler, der reguläre Einsendeschluss für Beiträge ist jetzt vorbei. Sind Sie zufrieden mit dem Rücklauf? Guido Baechler: Wir wurden regelrecht überrannt. Gegen 500 Filme aller Sparten aus der ganzen Welt sind eingegangen, darunter rund 50 aus der Schweiz. Erfreulich ist, dass viel mehr einheimische Filmschaffende als erwartet Beiträge eingereicht haben. Stimmt auch die Qualität? Baechler: Und ob – es hat zahlreiche Perlen darunter! Mit den Schauspielern Gérard Depardieu, Rutger Hauer und Kiefer Sutherland sind sogar einige bekannte Gesichter aus Hollywood dabei. Ganz unerwartet können wir mehrere Schweizer und sogar internationale Filme als Premieren zeigen – darunter ein Actiondrama eines grossen Studios mit Donald Sutherland in der Hauptrolle. |
Das ist eine schöne Überraschung! Das genaue Programm wird Ende September bekannt gegeben.
Wie geht es denn jetzt mit der Flut an eingeschickten Filmen weiter?
Baechler: Eine siebenköpfige Jury, zu der auch ich gehöre, begutachtet zurzeit die Filme. Im Hauptprogramm des Festivals sind dann 120 Beiträge zu sehen. Die besten aus dieser Vorselektion werden von einer anderen fünfköpfigen Jury unter der Leitung des Obwaldner Regisseurs Luke Gasser erkoren und am Galaabend prämiert.
Und die anderen Filme?
Baechler: Die Werke, denen wir gute Noten ausstellen und die es trotzdem nicht in die nähere Auswahl geschafft haben, werden an einem so genannten Showcase im Hotel Palace gratis zu sehen sein. Hier können sich die Regisseure selber präsentieren und vermarkten.
Ist finanziell alles im Lot – auch ohne öffentliche Gelder?
Baechler: Inzwischen unterstützen uns mehrere namhafte Sponsoren. Nationalrat Felix Müri und der Unternehmer Peter Ottiger, die das Fundraising an die Hand genommen haben, leisten ganze Arbeit. Das Festival kann auf jeden Fall durchgeführt werden. Natürlich sind wir als gemeinnütziger Verein aber um zusätzliche Gönner, am besten aus der Region, froh, um den Anlass noch attraktiver machen zu können.
Und künftig?
Baechler: Da sämtliche Vereinsmitglieder unentgeltlich und in ihrer Freizeit arbeiten, waren wir heuer zeitlich schlicht zu knapp dran, um Subventionen bei der Stadt und beim Kanton Luzern zu beantragen, und hoffen, dass es beim nächsten Mal klappt. Vom Bundesamt für Kultur haben wir jedenfalls bereits die Zusicherung eines Betrags für 2012 erhalten.
Die Freude bei der Stadt scheint ja aber nicht gerade zu überborden ...
Baechler: Das ist wirklich sehr schade und von unserer Seite her nicht nachvollziehbar. Es bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine Einzelmeinung handelt. Falls Luzern wirklich zur internationalen Filmstadt werden will, was ja erklärtermassen das Ziel ist, dann passt das Liff perfekt in dieses Konzept.
Inwiefern?
Baechler: Die durch die Kontakte, die hier ohne grossen Aufwand zum Filmbusiness geknüpft werden können, erreichte Wertschöpfung dürfte immens sein. Filmschaffende aus aller Herren Ländern warten nur darauf, dass ihnen Luzern als Drehort schmackhaft gemacht wird. Zudem generieren allein die erwarteten Hotelgäste Einnahmen von einer Viertelmillion
Franken – und das in der Nachsaison. Und selbstredend entrichten wir natürlich auch Billettsteuern. Es ist schon etwas schmerzlich, zu sehen, dass die Resonanz auswärts so ungleich wohlwollender ausfällt als daheim.
Was sagen Sie zur Aussage von Kritikern, dass es in der Schweiz kein weiteres internationales Filmfestival brauche?
Baechler: Diese Ansicht teile ich überhaupt nicht. Wir wollen ja keine Kopie der bestehenden Festivals sein, sondern etwas komplett Eigenständiges und Neuartiges auf die Beine stellen. Der Anlass soll zunächst im kleinen, gepflegten Rahmen stattfinden. Etwas Glamour wollen wir schon bieten, aber auch auf dem Boden bleiben.
Als Reaktion auf den letzten Artikel sind bei uns Zuschriften eingegangen, die Ihr Können als Veranstalter hinterfragen.
Baechler: Diese Kritik ist verletzend und unfundiert. Fakt ist: Ich hatte zwar die Idee und repräsentiere das Liff gegen aussen. Doch dahinter steckt ein 14-köpfiger Verein, alles fähige Leute aus der Film- und TV-Branche. Programmleiter ist etwa der Regisseur Andy Attenhofer. Was mich angeht: Es stimmt, ich habe noch nie ein Festival organisiert, war aber als Filmemacher bei 40 Festivals rund um den Globus dabei – und habe übrigens auch mehrere Auszeichnungen gewonnen. Mit diesen Erfahrungen und wertvollen Kontakten im Gepäck schien für mich die Zeit gekommen, an meinem Geburtsort mit Gleichgesinnten ein eigenes Festival aus der Taufe zu heben.
Wie geht es denn jetzt mit der Flut an eingeschickten Filmen weiter?
Baechler: Eine siebenköpfige Jury, zu der auch ich gehöre, begutachtet zurzeit die Filme. Im Hauptprogramm des Festivals sind dann 120 Beiträge zu sehen. Die besten aus dieser Vorselektion werden von einer anderen fünfköpfigen Jury unter der Leitung des Obwaldner Regisseurs Luke Gasser erkoren und am Galaabend prämiert.
Und die anderen Filme?
Baechler: Die Werke, denen wir gute Noten ausstellen und die es trotzdem nicht in die nähere Auswahl geschafft haben, werden an einem so genannten Showcase im Hotel Palace gratis zu sehen sein. Hier können sich die Regisseure selber präsentieren und vermarkten.
Ist finanziell alles im Lot – auch ohne öffentliche Gelder?
Baechler: Inzwischen unterstützen uns mehrere namhafte Sponsoren. Nationalrat Felix Müri und der Unternehmer Peter Ottiger, die das Fundraising an die Hand genommen haben, leisten ganze Arbeit. Das Festival kann auf jeden Fall durchgeführt werden. Natürlich sind wir als gemeinnütziger Verein aber um zusätzliche Gönner, am besten aus der Region, froh, um den Anlass noch attraktiver machen zu können.
Und künftig?
Baechler: Da sämtliche Vereinsmitglieder unentgeltlich und in ihrer Freizeit arbeiten, waren wir heuer zeitlich schlicht zu knapp dran, um Subventionen bei der Stadt und beim Kanton Luzern zu beantragen, und hoffen, dass es beim nächsten Mal klappt. Vom Bundesamt für Kultur haben wir jedenfalls bereits die Zusicherung eines Betrags für 2012 erhalten.
Die Freude bei der Stadt scheint ja aber nicht gerade zu überborden ...
Baechler: Das ist wirklich sehr schade und von unserer Seite her nicht nachvollziehbar. Es bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine Einzelmeinung handelt. Falls Luzern wirklich zur internationalen Filmstadt werden will, was ja erklärtermassen das Ziel ist, dann passt das Liff perfekt in dieses Konzept.
Inwiefern?
Baechler: Die durch die Kontakte, die hier ohne grossen Aufwand zum Filmbusiness geknüpft werden können, erreichte Wertschöpfung dürfte immens sein. Filmschaffende aus aller Herren Ländern warten nur darauf, dass ihnen Luzern als Drehort schmackhaft gemacht wird. Zudem generieren allein die erwarteten Hotelgäste Einnahmen von einer Viertelmillion
Franken – und das in der Nachsaison. Und selbstredend entrichten wir natürlich auch Billettsteuern. Es ist schon etwas schmerzlich, zu sehen, dass die Resonanz auswärts so ungleich wohlwollender ausfällt als daheim.
Was sagen Sie zur Aussage von Kritikern, dass es in der Schweiz kein weiteres internationales Filmfestival brauche?
Baechler: Diese Ansicht teile ich überhaupt nicht. Wir wollen ja keine Kopie der bestehenden Festivals sein, sondern etwas komplett Eigenständiges und Neuartiges auf die Beine stellen. Der Anlass soll zunächst im kleinen, gepflegten Rahmen stattfinden. Etwas Glamour wollen wir schon bieten, aber auch auf dem Boden bleiben.
Als Reaktion auf den letzten Artikel sind bei uns Zuschriften eingegangen, die Ihr Können als Veranstalter hinterfragen.
Baechler: Diese Kritik ist verletzend und unfundiert. Fakt ist: Ich hatte zwar die Idee und repräsentiere das Liff gegen aussen. Doch dahinter steckt ein 14-köpfiger Verein, alles fähige Leute aus der Film- und TV-Branche. Programmleiter ist etwa der Regisseur Andy Attenhofer. Was mich angeht: Es stimmt, ich habe noch nie ein Festival organisiert, war aber als Filmemacher bei 40 Festivals rund um den Globus dabei – und habe übrigens auch mehrere Auszeichnungen gewonnen. Mit diesen Erfahrungen und wertvollen Kontakten im Gepäck schien für mich die Zeit gekommen, an meinem Geburtsort mit Gleichgesinnten ein eigenes Festival aus der Taufe zu heben.
Wenn jemand eine visionäre Idee hat,
heisst es leider rasch, er sei ein Spinner –
oft steckt auch Neid dahinter.
heisst es leider rasch, er sei ein Spinner –
oft steckt auch Neid dahinter.
Auch dass die Filme nicht in Kinosälen gezeigt werden, sorgt für Irritation.
Baechler: Die Zürcher Betreiberin Kitag – leider befindet sich ja kein städtisches Kino mehr in Luzerner Hand – wollte schlichtweg nicht mit uns zusammenarbeiten. Ich bin mit der jetzigen Lösung aber sehr zufrieden: Luxushotels als Austragungsort, was will man mehr? Das ist ungleich komfortabler und lockerer als in Kinosälen, und auch der Standard der dortigen Technik stimmt. Übrigens ist es international gesehen keineswegs ungewöhnlich, ein Filmfestival in Hotels zu veranstalten.
Ein letzter Einwand: Ist das Zeigen des von Ihnen mitproduzierten Films «Bodmers Reise» nicht pure Selbstpromotion?
Baechler: Ja, das ist natürlich so. Ich halte das aber für vollkommen legitim, der Film läuft ja nicht im Wettbewerbsprogramm. Dasselbe wie bei der Skepsis gegenüber dem Festival einiger Kreise gilt leider auch hier: International wurde «Bodmers Reise» mit Lorbeeren geradezu überschüttet, doch im eigenen Land Kinobetreiber dafür zu erwärmen, scheint schier unmöglich. Deshalb haben wir uns entschieden, den Film am Liff als Schweizer Premiere zu zeigen.
Baechler: Die Zürcher Betreiberin Kitag – leider befindet sich ja kein städtisches Kino mehr in Luzerner Hand – wollte schlichtweg nicht mit uns zusammenarbeiten. Ich bin mit der jetzigen Lösung aber sehr zufrieden: Luxushotels als Austragungsort, was will man mehr? Das ist ungleich komfortabler und lockerer als in Kinosälen, und auch der Standard der dortigen Technik stimmt. Übrigens ist es international gesehen keineswegs ungewöhnlich, ein Filmfestival in Hotels zu veranstalten.
Ein letzter Einwand: Ist das Zeigen des von Ihnen mitproduzierten Films «Bodmers Reise» nicht pure Selbstpromotion?
Baechler: Ja, das ist natürlich so. Ich halte das aber für vollkommen legitim, der Film läuft ja nicht im Wettbewerbsprogramm. Dasselbe wie bei der Skepsis gegenüber dem Festival einiger Kreise gilt leider auch hier: International wurde «Bodmers Reise» mit Lorbeeren geradezu überschüttet, doch im eigenen Land Kinobetreiber dafür zu erwärmen, scheint schier unmöglich. Deshalb haben wir uns entschieden, den Film am Liff als Schweizer Premiere zu zeigen.