Luzerner Zeitung*
Mehr als 20 Minuten anstehen, um sich ein Ticket zu ergattern – und das wohlgemerkt in einer Fünferkolonne. Das kann einem die Vorfreude schon ziemlich vergällen. Der Ticketschalter ist überlastet. Aber man will ja nicht so sein, schliesslich wird das Lucerne International Film Festival (Liff), das noch bis und mit Samstag dauert, heuer in Luzern ja zum ersten Mal ausgerichtet. Da darf die eine oder andere Kinderkrankheit schon drinliegen.
Zumal die Eckpunkte – 140 Filme in drei Tagen auf fünf Leinwänden in Sälen von drei Superiorhotels zu einem Topbillettpreis – einiges versprechen.
Endzeit mit Panflötenklängen Wie auch immer: Aller Warterei zum Trotz habe ich es gestern gerade noch rechtzeitig ins «Casineum» im Grand Casino geschafft. Hier startet um 14 Uhr der Science-Fiction-Film «Gothic Assassins». Hübsches Ambiente mit den Stuckaturen an der Decke und der dezenten roten Beleuchtung, muss man wirklich sagen; und auch die Grösse der Leinwand kann sich sehen lassen. Ebenso gibts an der Qualität der Projektion und des Sounds rein gar nichts zu bemäkeln. Der Regisseur und Produzent ist auch unter den Zuschauern. Es handelt sich bei dieser (!) der tschechisch-amerikanischen Produktion um die Weltpremiere. Bei allem Respekt für die Macher: Apokalypse, krude Verschwörungstheorien, pathosgeschwängertes, pseudoreligiöses Gewäsch, Samuraischwert schwingende Ladys in black – irgendwo hat man das alles schon einmal gesehen, nur um Längen besser. Punktuell guter Ansätze und formal aufwendiger Inszenierung zum Trotz: Bei der Zamfir-Szene ist es um mein Sitzleder geschehen.
Aber das ist ja das Tolle am Liff: Wenn einem ein Werk nicht zusagt, probiert man einfach einen anderen Film aus. Im Zeugheersaal des «Schweizerhofs», wo sich immerhin rund zwei Dutzend Gäste eingefunden haben, vollführt mein Cineastenherz wahre Luftsprünge. Sowohl die beiden Dokumentarfilme «1st Afghan Ski Challenge» und «Sonepur’s Elefanten» als auch die Gesellschaftsstudie «Der Talismann» überzeugen bedingungslos. Entsprechend euphorisch gehts danach wieder zurück ins «Casineum». Und auch hier werde ich nicht enttäuscht: Bei «An Evening With My Comatose Mother» handelt es um den ultimativen Horrorschocker; zwar routiniert inszeniert, aber perfekt produziert. Für einen aufrüttelnden Abschluss (zumindest meines Filmabends; der Anlass geht noch bis Mitternacht) sorgt die im «Palace» gezeigte Dokumentation «Carne, Osso» über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in brasilianischen Schlachthöfen. Auch die Visionierung dieses Films findet ganz unverdientermassen nur im ganz kleinen Kreis statt.
Wer Filme jeder Couleur liebt und sich gerne auf Unbekanntes einlässt, wird am Luzerner Filmfestival garantiert auf die eine oder andere Independent-Perle stossen.
Zumal die Eckpunkte – 140 Filme in drei Tagen auf fünf Leinwänden in Sälen von drei Superiorhotels zu einem Topbillettpreis – einiges versprechen.
Endzeit mit Panflötenklängen Wie auch immer: Aller Warterei zum Trotz habe ich es gestern gerade noch rechtzeitig ins «Casineum» im Grand Casino geschafft. Hier startet um 14 Uhr der Science-Fiction-Film «Gothic Assassins». Hübsches Ambiente mit den Stuckaturen an der Decke und der dezenten roten Beleuchtung, muss man wirklich sagen; und auch die Grösse der Leinwand kann sich sehen lassen. Ebenso gibts an der Qualität der Projektion und des Sounds rein gar nichts zu bemäkeln. Der Regisseur und Produzent ist auch unter den Zuschauern. Es handelt sich bei dieser (!) der tschechisch-amerikanischen Produktion um die Weltpremiere. Bei allem Respekt für die Macher: Apokalypse, krude Verschwörungstheorien, pathosgeschwängertes, pseudoreligiöses Gewäsch, Samuraischwert schwingende Ladys in black – irgendwo hat man das alles schon einmal gesehen, nur um Längen besser. Punktuell guter Ansätze und formal aufwendiger Inszenierung zum Trotz: Bei der Zamfir-Szene ist es um mein Sitzleder geschehen.
Aber das ist ja das Tolle am Liff: Wenn einem ein Werk nicht zusagt, probiert man einfach einen anderen Film aus. Im Zeugheersaal des «Schweizerhofs», wo sich immerhin rund zwei Dutzend Gäste eingefunden haben, vollführt mein Cineastenherz wahre Luftsprünge. Sowohl die beiden Dokumentarfilme «1st Afghan Ski Challenge» und «Sonepur’s Elefanten» als auch die Gesellschaftsstudie «Der Talismann» überzeugen bedingungslos. Entsprechend euphorisch gehts danach wieder zurück ins «Casineum». Und auch hier werde ich nicht enttäuscht: Bei «An Evening With My Comatose Mother» handelt es um den ultimativen Horrorschocker; zwar routiniert inszeniert, aber perfekt produziert. Für einen aufrüttelnden Abschluss (zumindest meines Filmabends; der Anlass geht noch bis Mitternacht) sorgt die im «Palace» gezeigte Dokumentation «Carne, Osso» über die katastrophalen Arbeitsbedingungen in brasilianischen Schlachthöfen. Auch die Visionierung dieses Films findet ganz unverdientermassen nur im ganz kleinen Kreis statt.
Wer Filme jeder Couleur liebt und sich gerne auf Unbekanntes einlässt, wird am Luzerner Filmfestival garantiert auf die eine oder andere Independent-Perle stossen.
* excerpt, Ausschnitt